Es geht um Bilanzfälschung, skrupellose Manager und einen überforderten Staat: Der Skandal um die Finanzfirma Wirecard hat das Zeug zum Kinofilm.

Das Aktienunternehmen aus Aschheim bei München soll die gewaltige Summe von 1,9 Milliarden Euro mittels Treuhandkonten auf den Philippinen, in Singapur und auf Mauritius vorgetäuscht haben.

1 . Die um ihre Gelder betrogenen Anleger sind wütend, Wirecard meldete im Juni Insolvenz an.
Mittlerweile ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft gegen eine Gruppe von Managern um Ex-
Vorstandschef Markus Braun unter anderem wegen des Verdachts auf unrichtige Angaben und
Marktmanipulation. Finanzminister Olaf Scholz kündigte an die Finanzaufsichtsbehörde BaFin, die im Fall Wirecard offenkundig versagt hat, zu reformieren

2 .Doch nicht nur in Deutschland tut sich der Abgrund um die dubiosen Geschäfte des
Finanztechnologiekonzerns immer weiter auf. Auch auf den Philippinen ist das Thema brandaktuell. Denn: Nicht nur, dass der Inselstaat für einige Wirecard-Subunternehmen Dreh- und Angelpunkt darstellte, auch einer der wichtigsten Wirecard-Manager, Jan Marsalek, soll sich auf der Flucht vor den deutschen Strafverfolgungsbehörden dort abgesetzt haben. Und so stellen sich Behörden aus beiden Ländern die Frage: Wo versteckt sich Jan Marsalek?

Dass die Philippinen ein wahrscheinlicher Aufenthaltsort sind, ergibt sich aus mehreren Variablen: Zum einen bestehen dorthin enge Geschäftskontakte, ein Großteil der falschen Bilanzen wurde über philippinische Konten erzeugt. Zum anderen verbindet Marsalek eine persönliche Beziehung zu dem Inselstaat, denn er soll mit einer Philippina befreundet oder verheiratet sein und hat somit auch enentuell erleichterte Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen. Seine besonderen Kontakte zur philippinischen Einwanderungsbehörde hat er auch bereits genutzt, denn korrupte Beamte sollen laut philippnischen Behörden und Medien angeblich Daten gefälscht haben, um seine Ausreise nach China vorzutäuschen

3 . Ohnehin bietet der Staat im Südosten Asiens mit seinem ausgedehnten Hinterland und über 7000
Inseln optimale Bedingungen für einen flüchtigen Manager, dessen privates Vermögen im  dreistelligen Millionenbereich liegt. Ihm werden neben Kontakte in Kreise der
Einwanderungsbehörden auch welche zu internationalen Geheimdiensten und zu hohen
wirtschaftlichen Funktionären nachgesagt. Tatsächlich kommen für Marsaleks Aufenthaltsort, sollte er tatsächlich auf den Philippinen sein, jedoch nicht allzu viele Möglichkeiten in Frage: Die Familie seiner Freundin oder Frau könnte ihn in den Bergen um Cebu versteckt halten oder aber er hat sich eine kleine Yacht organisiert und reist damit gerade an der Küste entlang von Insel zu Insel, möglichst ohne Militärstationen zu passieren.

Allerdings spricht auch einiges dafür, dass Marsalek nicht mehr lange in den Philippinen verweilt:
Präsident Duterte, der es sich zur Aufgabe gemacht hat die Korruption in dem Land mit harten Mitteln auszurotten, dürfte sich bei einem illegalen Aufenthalt des Gesuchten in den Philippinen als ein gefürchteter Gegner entpuppen. Die Philippinen haben ein internationales Interesse an der Aufarbeitung der globalen Finanzaffäre beizutragen und leisten sehr gute Ermittlungsarbeit. Justizminister Menardo Guevarra lässt laut Medien nun auch gegen die eigenen Behörden ermitteln, die Marsalek bei seiner Flucht geholfen haben sollen.

4 . Nahe liegt deshalb auch, dass sich der Manager in Richtung Papua-Neuguinea
aufmacht: Zwar müsste er dafür mit einem Schiff die rund 2000 Meilen durch die Philippinensee auf sich nehmen, jedoch hat dieser Inselstaat im Gegensatz zum ebenfalls nahegelegenen Indonesien und Malaysia

1. https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2020-07/wirecard-manager-ermittlung-untreue-verdacht
2. https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2020-07/olaf-scholz-plant-umbau-finanzaufsicht-nach-bilanzskandal-wirecard
3. https://www.tagesschau.de/ausland/wirecard-vorstand-einreise-101.html
4. https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-07/wirecard-bilanz-skandal-manila-philippinen-jan-marsalek​ kein offizielles Auslieferungsabkommen mit der EU.

Anders gesagt:

Auf Papua-Neuguinea ähnlich wie in anderen Staaten ohne Auslieferungsabkommen wäre Marsalek in Sicherheit. Die Zeichen deuten darauf hin, dass Marsalek seine Flucht längerfristig geplant hat. Die Methode, die auch zum Arbeitsfeld der ManagerSOS  Ermittler gehört und eigentlich dem Schutz von erpressten oder bedrohten Mandanten dient, nennt sich Reverse Skip Tracing :  Das über Monate hinweg strategisch geplante Untertauchen für einen kurz- oder mittelfristigen Zeitraum. Im Falle des per internationalen Haftbefehl gesuchten Ex-Wirecard-Managers Marsaleks könnte sich dieser Zeitraum auf eine unbestimmte, sehr lange und für ihn ungemütliche Zeit ausweiten.