Kennen Sie noch den Film das Leben der anderen? Der Trailer beschreibt wie ein Stasi-Mitarbeiter jahrelang seine Nachbarschaft bespitzelt und angeschwärzt haben. Diese Überwachungsmethoden waren zu MfS Zeiten Realität, keiner traute dem anderen und das Maulwurfgefühl war jederzeit präsent. Die Angst an den Pranger gestellt und verhaftet zu werden war allgegenwärtig.  1989, die Mauer fiel und man freute sich, dass dieser Spuk endlich vorbei war. Aber ist es wirklich so? Corona Zeiten lassen alte Alpträume als Déjà-vu zurückkehren.

In der letzten Zeit häufen sich die Anfragen besorgter Mandanten, welche plötzlich aus heiterem Himmel, Anschreiben und Hausbesuche von Kontrollorganen der Behörden in Privathaushalten bekommen haben. Anschuldigen wie illegale Partys und Treffen, Verstöße gegen Maskenpflicht, Nichteinhalten von Hygienemaßnahmen, unerlaubte Bewegungsmuster und Verstöße von Familienangehörigen und Kinder in öffentlichen Einrichtungen, die Vorwürfe sind vielfältig. Nicht selten drohen saftige Strafen und Bußgelder. Aber nicht nur privat, auch in beruflichen Bereichen häufen derartige Vorfällen. Da kann es schon mal passieren zu Chef zitiert zu werden, sich Abmahnungen und Kündigungen einzuhandeln, ohne das man sich einer Schuld bewusst ist.

Hat Corona die bekannten Verhaltensmuster nach DDR-Manier reaktiviert? Scheint so, den Denunziantentum hat sich wieder als kollektiver Volkssport zu etablieren. Unsichtbare Feinde in den eigenen Reihen, die sich mittels Denunzierung wichtig machen wollen oder vielleicht auch alte Rechnungen begleichen stehen hoch im Kurs. Wahre oder unwahre Beschuldigungen, anonyme Anzeigen, Rufmord, alles egal, benutzt wird was brauchbar erscheint, um sein Gegenüber fertig zu machen, warum auch immer.
So mutieren plötzlich Chefs, Vorgesetzte, Arbeitskollegen, Freunde und gelangweilte Rentner, Nachbarn zu verdeckten Anschwärzern. Hobbydetektive fahren richtige Geschütze auf, um der Beweislastigkeit gerecht zu werden. Ferngläser, Spionagesoftware, Wanzen und Minikameras sind echte Dauerbrenner bei den Onlinebestellungen. Teilweise werden gesammelte Informationen auch dazu genutzt die Gegenseite mit erpresserischen Mitteln unter Druck zu setzen, um sich Vorteile zu verschaffen. Was ist passiert in Deutschland, wenn man plötzlich das Gefühl hat seinem eigenen Umfeld nicht mehr trauen zu können?

Diese Art und Weise des Zusammenlebens erinnert stark an die DDR. Stasi und IMS frohlocken, Wessis spielen gerne Agent, juhu die Mauer ist wieder da, zwar nicht sichtbar vor der Haustür, dieses Mal hat man die Mauer direkt in die Köpfe der Menschen implantiert. Stalker, Denunzianten, Psychoterror, Bedrohungen, Erpressungen, Belästigungen, Beleidigungen, Gewaltandrohung, schöne neue Corona Welt. Kein Wunder, dass viele sich an alte Zeiten erinnert fühlen. Wenn diese Verhaltensweise eine gelebte Vorbildfunktion den Kindern gegenüber widerspiegeln soll, haben die Alten aus der Vergangenheit offensichtlich nichts gelernt. Fehlt bloß noch das man für den Schießbefehl plädiert. Der größte Lump im ganzen Land, ist und bleibt der Denunziant. Ach, ist das schön. Erhebendes Gefühl den anderen in die Pfanne zuhauen. Seelischer Orgasmus, wenn man keine anderen Hobbys hat. Was für eine Welt! Sicherlich kann es sinnvoll sein sich an die Regeln zuhalten, aus gesundheitlichen Gründen aber auch um Streitigkeiten und Bußgelder zu vermeiden aber böswilliges Anschwärzen ohne vorher vernünftig zu kommunizieren ist ein absolutes  No-Go.