Sextortion

Die Täter warten im Netz. Facebook, Twitter, LinkedIn, Instagram, Tinder, Dating-Apps, Seitensprung- und Flirtportale, alle Plattformen werden genutzt, um mit den Opfern in Kontakt zutreten. Die Vorgehensweise ist fast immer identisch. Unbekannte verwickeln ihre Opfer in Gespräche, lenken die Gesprächsinhalte auf vermeintliche Gemeinsamkeiten. Erfahrene Erpresser sind dabei geschult, psychologische Taktiken anzuwenden. Lob, Komplimente, angebliche intime Gesprächsinhalte werden so gesteuert, das das Opfer Vertrauen gewinnt. Gerede über Einsamkeit, Zuneigung und Sehnsüchte, gepaart mit gemeinsamen Leidenswegen verstärken das Gefühl Intimitäten auszutauschen. Persönliche Kontakte sind nur eingeschränkt möglich, aber im Internet-Zeitalter via Skype, WhatsApp, Messenger, Videochatportalen stellt die Kontaktaufnahme kein großes Problem dar. Die Täter überreden die Opfer, sexuelle Handlungen via Videochat an sich vorzunehmen, die heimlich aufgezeichnet werden. Das Opfer sitzt in der Falle. Je höher der Gesellschaftsstatus, umso mehr ist für den Erpresser zu holen. Außerdem ist es ein Mythos, dass die Betroffenen nur Männer sind, auch zahlreiche Frauen werden regelmäßig Opfer dieser Betrugsmasche.

Das Opfer wird über E-Mail, Handy oder SMS kontaktiert. Hierbei wird üblicherweise gedroht, die Familie, die Ehefrau oder den Ehemann, den Arbeitgeber oder die Öffentlichkeit zu informieren. Einschüchterungen, die ihre Wirkung nicht verfehlen, denn schließlich hat jeder etwas zu verlieren. Einmal zahlen heißt möglicherweise immer zahlen. Die Täter haben in den meisten Fällen kaum etwas zu befürchten. Aus Angst vor Existenzgefährdung wird in den meisten Fällen auf eine Anzeige verzichtet. Die Erpresser können seelenruhig weitermachen, während der Betroffene für den Rest seines Daseins in Angst lebt.

Mehrfache Erpressungen sind keine Seltenheit. Die Betroffenen sind zumeist gutbetuchte, leitende Angestellte, Rechtsanwälte, Ärzte, Manager und Führungskräfte, Unternehmer, Millionäre, genauso wie der Jet-Set, die High Society, Ehemänner und Ehefrauen, eben alle, die sich dieses teure Vergnügen leisten können und nicht darauf verzichten wollen. Hier ist auch für die Erpresser am meisten zu holen. Die Betroffenen gehen auf zweifelhafte Zugeständnisse ein oder bezahlen dabei oft große Mengen Bargeld, die bei einmaliger Zahlung immer wieder gefordert werden. Eine Spirale, aus der die Opfer nicht mehr heraus kommen und schon so Manchen in den Suizid getrieben haben.

Aus Scham wenden sich die Wenigsten an die Polizei, obwohl dies eigentlich dringend zu empfehlen ist. Die Behörden einzuschalten heißt aus Opfersicht einen Offenbarungseid abzugeben, Verfehlungen preisgeben zu müssen, die möglicherweise an der Öffentlichkeit schweren Schaden anrichten können.  Skandale und Affären, auf die die Medien nur warten.