Die in der RTL- Film Reportage zum Thema Wirecard dargestellten Sachverhalte sind bereits  u.a. von der ManagerSOS mit dem ersten Handelsblatt Podcast: Der Fall Wirecard – Folge 1: Vom Aufstieg und Fall eines vermeintlichen Börsenwunderkinds am 26.08.2020 erörtert worden. Wortlaute der ManagerSOS wurden teilweise eins zu eins übernommen. Sicherlich nur ein bedauerlicher Zufall. https://www.handelsblatt.com/audio/crime/podcast-handelsblatt-crime-der-fall-wirecard-folge-1-vom-aufstieg-und-fall-eines-vermeintlichen-boersenwunderkinds/26124768.html

Das Wirecard Geschäftsmodell begann mit Porno und Glücksspiel. Abrechnungen des Finanzinstituts beinhalten Details und sensible Daten über die Aktivitäten von Kunden. Kriminelle, so nun auch der flüchtige Jan Marsalek, nutzen sensible Daten, um mit Erpressung Kasse zu machen. Er könnte sie an andere Kriminelle verkaufen. Für viele sind prekären Daten von großem Interesse, zumal wirtschaftliche und politische Entscheidungen davon abhängig sein könnten. In den Händen der Falschen könnten politische und wirtschaftliche Führungspersonen erpresst werden und Marsalek so seine Flucht langfristig finanzieren.

Win-Win für beide Seiten. Dieser Umstand war Jan Marsalek, COO von Wirecard lange hinreichend bekannt. Für eine erfolgreiche Flucht benötigt er in dieser Größenordnung eine entsprechende Lebensversicherung. Die Kreditkartenabrechnungen dieser elitären High-Society Kreise passen auf ein paar wenige USB-Sticks, die entsprechend leicht zu transportieren und verstecken sind. Erinnerungen an den Fall EpsteinEpstein nutzte seine persönlichen Kontakte, Marsalek die Datenbestände der Wirecard. Ein Milliardenvermögen, nutzt man es für die Erpressung, verpackt in einem kleinen Datenträger. In dieser Hinsicht kann man zumindest die abgebrühte Cleverness des Jan Marsalek auch ohne Akademikertitel ableiten. Wissen ist Macht und der Ex-Wirecard-COO erkannte diesen Umstand frühzeitig. Die gründliche Vorbereitung auf eine eventuelle Flucht ist dabei nur eine logische Folgeerscheinung. Wirecard hatte es mit Blender-Manier geschafft, Kontakte bis in die höchsten internationalen Ebenen samt prekärer Informationen zu erhaschen. Geld schaltet den Verstand aus, in kriminellen Milieus werden sensible Daten sofort in bare Münze umgewandelt.

Marsalek war ein Blender mit Affinitäten für geheime Welten, so läuft das Spiel in der internationalen Wirtschaft. Es kommt wohl nicht darauf an wer man ist, man muss es nur geschickt verpacken, verkaufen und die Gegenseite muss es lange genug glauben. Kein Einzelfall, nur wurde der Sachverhalt im Wirecard-Skandal ausgereizt und auf die Spitze getrieben. Dies erklärt auch den Medienhype. An der Börse werden täglich Milliarden versemmelt, kein Hahn kräht danach, am Geld alleine kann es nicht liegen. Gefährlich ist nur Marsaleks Wissen und mit diesen sprengstoffartigen Details kann man sich bei geschickter Anwendung Schutz, Sicherheit und im Bedarfsfall auch ein neues Leben inklusive Schönheitschirurgie zur Aufarbeitung einer neuen Identität kaufen. Dem Darknet sei Dank, Zahlungen werden vereinfacht, ist doch anstrengend mehrere hundert Millionen in bar dauernd in Koffern transportieren zu müssen.

Einen Schönheitsfleck aus Sicht des COO Marsalek hat die Geschichte allerdings. Der Ex-Vorstand muss dafür sorgen, dass der Informationsfluss eine unerschöpfliche Quelle bleibt, um nicht fallen gelassen zu werden. Ebenso muss ausgeschlossen werden, dass Kommissar Zufall ihn nicht erkennt und gegebenenfalls erpresst oder verraten wird. Ein Drahtseilakt, aber mit einer gesunden Portion psychopathisch – narzisstischer Tendenzen durchaus zu meistern.

Aus Sicht elitärer Kreise ist jeder Tag an dem Marsalek nicht auftaucht ein guter Tag. Die Folgeerscheinungen dürften eine Lawine ins Rollen bringen, die weit bis in die Spitzen der internationalen Wirtschaft und Politik hineinreichen. Dann doch lieber mit ein paar hundert Millionen ziehen lassen bis Gras über die Sache gewachsen ist. Cui bono?