Die Corona-Krise kommt Marsalek entgegen. Verfolger abschütteln unter Reiseeinschränkungen macht das Untertauchen einfacher. Besonders wenn man sich mit einem Privatjet jederzeit örtlich verändern kann. Hinweise über dunkle Machenschaften des Gesuchten hat es über die Jahre hinaus genug gegeben. Weggeschaut oder wissentlich nicht hingehört haben offensichtlich einige. War es doch einfacher für elitäre Kreise sich im schönen Schein eines Vorzeige-Dax-Unternehmens zu sonnen. Warum hat eigentlich bisher niemand gefragt, was mit den gesammelten Daten des Unternehmens geschieht? Warum ist eigentlich niemanden aufgefallen das Marsalek in Asien alles bestochen hat, was irgendwie nützlich erscheint? Bestechungen und Korruption von Bankenpersonal, Sicherheitspersonal, Behörden, erkaufte falsche Beurkundungen, massive Kritikerkämpfung, Gerüchte um Gambling, Pornoportale, Prostitution und Wirtschaftskriminalität, vieles war lange bekannt. Auch Agenten und Söldner kann man für genügend Geld kaufen, man muss nur die Ouellen und Ansprechpartner kennen. Waren wirklich alle blind? Schwer zu glauben , denn Marsalek hat Geldmacht benutzt um Türen zu gewissen Kreisen zu öffnen. Geldflüsse unter der Hand die niemanden aufgefallen sind?

Verfolgt man Informationen aus asiatischen Sicherheitskreisen, kann man diese Strukturen in ganz Asien feststellen. Handlungsmuster die sich über Hongkong, Singapur, Manila, Bangkok bis nach Indien ziehen. Bei dortigen Behörden sind zahlreiche Anzeigen gegen Wirecard eingegangen, die auf jahrelange auf Wirtschaftskriminalität, Korruption, Bestechung, Geldwäsche und Erpressungen hindeuten. Der Deckmantel des Schweigens wurde von Marsalek  honoriert und erkauft, was zur Folge hatte, dass zahlreiche Vorgänge schlichtweg einfach systematisch unter den Tisch gekehrt wurden. Eine arme Bevölkerung ist eben empfänglich für die Money-Power vermeintlich reicher Europäer und finanzielle Zuwendungen sichern das Überleben der asiatischen Familien.

Laut Insidern der Ermittlungsbehörden in Singapur hat es zahlreiche Hinweise gegeben, die der Finanzaufsicht  gemeldet worden sind. Ebenso gewinnt man aufschlussreiche Erkenntnisse, wenn man sich in IT-Kreisen in Manila und Cebu umhört. Hier ist es ein offenes Geheimnis, dass IT-Experten den Auftrag bekommen haben sollen, Daten bestimmter Kunden auf externen Servern zu sichern. Wohin diese Daten gegangen sind, ist unbekannt. Bestätigt wurde nur, dass es sich um Wirecard-Kundendaten gehandelt haben soll. Ein Insider der Finanzaufsicht : Es stimmt, dass es zahlreiche Anschuldigungen gegeben hat. Anfragen mit der Bitte um Aufklärung wurden auch nach Absprache an den Hauptsitz von Wirecard Aschheim bei München weitergegeben. Wer dort zuständig war ist uns nicht bekannt. Uns wurde lediglich mitgeteilt das die deutsche Zentrale von Wirecard und Behörden in Singapur informiert seien. Über Vorgänge in Europa kann ich nichts sagen, es ist im Nachhinein jedoch zu vermuten das dort ähnliche Vorgänge stattgefunden haben.

Es bleibt weiter spannend, genauso wie die Fragestellung warum Marsalek nicht gefunden wird und ob er überhaupt gefunden werden soll. Die Furcht vor dem Bekanntwerden vertraulicher Daten, Bewegungsprofile und Zahlungsabwicklungen und sonstigen Verstrickungen könnte eine Lawine von Skandalen und Affären offenlegen. Cui bono? Ein Schelm, wer Böses denkt.