Es gibt einfach Situationen im Leben, die selbst erfahrene Ermittler fassungslos machen. Die Tage werden zunehmend sonniger, die Menschen, so weit sie Zeit haben gehen nach draußen, trinken hier und da mal einen Kaffee oder sitzen bei einer Brotzeit im Biergarten. Besonders beliebt in Süddeutschland, wo eines unserer Teams gestern eine Pause nach getaner Arbeit einlegte. Was zu trinken bestellt, essen, was man eben an einem sonnigen Tag in der Pause so macht. Man schaut sich um, beobachtet Menschen und lacht und scherzt und bespricht und diskutiert Vorkommnisse, die sich am Tag ereignet haben. Der Tag wäre ganz normal verlaufen, wenn es nicht zu einer Situation gekommen wäre, die unserem Team die Zornesröte ins Gesicht getrieben hätte.
Schilderung: Biergarten, Tische, Kellnerin, Theke, Grill, Essensausgabe der Brat- und Currywurst oder Schweinshaxe. Am Mülleimer türmen sich die Verpackungen samt Essensreste, die weggeworfen werden. Wohlbeleibte Menschen vom Geschäftsmann, Wanderer, Familien und Touristen. Etwas abseits einer Frau mit Kind, die immer wieder in die Richtung des Mülleimers schaute und mit ihrem Kind redete. Das kleine Mädchen, offensichtlich die Tochter, ging immer wieder zum Papierkorb, kramte alte Brötchen und Wurstreste raus und nahm sie mit zu der auf der Bank sitzenden Mutter. Sehr zum Missfallen einiger Gäste, die den Imbissbetreiber auf diese Situation lautstark aufmerksam machten. Beschimpfungen in Richtung der Frau und Kind, Forderungen eines gut angezogenen Gastes doch die Polizei zu informieren. Die ach so gut situierten Gäste regten sich auf und redeten sich in Rage. Herablassende Blicke auf die Frau, wüste Beschimpfungen und Unterstellungen des Diebstahls bis hin zu Kampfbegriffen wie asoziales Pack, geh doch arbeiten. Das kleine Kind saß neben der sich schämenden Mutter und weinte. Die bizarre Situation eskalierte und unsere Mitarbeiter entschlossen sich einzuschreiten, die streit willigen Gäste zur Räson zu rufen. Ein besonders aggressiver Gast hielt es für eine gute Idee auf einen Mitarbeiter von uns loszugehen, was in einem blauen Auge und in einer Anzeige wegen Körperverletzung endete. Mutter und Kind hatten sich während der Auseinandersetzung sicherheitshalber zwischenzeitlich vom Ort entfernt und wurden nach dem Vorfall von unseren Mitarbeitern noch einmal sichtlich gezeichnet angetroffen.
Beate, 34 Jahre, Ex Verkäuferin, mit 8-jähriger Tochter M., die aufgrund Zahlungsunfähigkeit hinsichtlich steigender Kosten Wohnung und Job verloren hatte, mit Kind in der Obdachlosigkeit gelandet ist. Tochter M. weinend zu uns: „Ich wollte Mama nur helfen, weil wir so Hunger hatten und die Leute waren so gemein und böse zu uns„. Traurige Worte aus dem Mund einer 8-jährigen. Hass und Ausgrenzung, drauftreten statt zu helfen, willkommen im Jahr 2022, willkommen im Neandertal. Übrigens: Für eine sichere Unterkunft der beiden haben wir kurzfristig gesorgt, damit beide nicht auf der Straße schlafen müssen und das mit Job und Geld werden wir auch noch hinbekommen. Man nennt das „Menschlichkeit.“ Auf Menschen in Notlagen auch noch einzuschlagen ist widerlich und ein absolutes NoGo, spiegelt aber leider die Realität immer größer wachsender Armut und deren Folgen im Alltag wieder. Mitgefühl Fehlanzeige. Was ist bloß aus unserer Welt geworden. Die Kosten dieser nowendigen Hilfe werden jeweils zur Hälfte von der ManagerSOS und aus einem Spendenprojekt von Musiker NiemandNoMore getragen.
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