Weihnachten, eine besinnliche, friedliche Zeit im trauten Kreis der Familie. Der Weihnachtsbaum leuchtet, die Städte hell erleuchtet, vorfreudige Kinderaugen strahlen und ein Duft von Glühwein und Zimtsternen liegt über dem Land. Man freut sich auf Familie und Freunde, die Feiertage und ein erfolgreiches neues Jahr. So sollte es eigentlich sein.

2020 jedoch dürfte in die Geschichtsbücher des Weihnachtsengels eingehen. Der Rockefeller Christmas Tree ist dabei nur ein Sinnbild für den vorweihnachtlichen Zustand der Welt. Scheint so, als seien Nikolaus und Knecht Ruprecht von der Insolvenz betroffen, die Geschenkbänder der Weihnachtselfen stehen aufgrund Homeoffice still, die Rentiere unter der Maskenpflicht zusammengebrochen, der Weihnachtsmann auf der Intensivstation und die Engel unter Reisebeschränkungen in Quarantäne. Bleibt ja noch wenigstens ein köstliches Weihnachtsessen. Doch mit wem? Kommt ja kaum noch jemand. Freunde und Verwandte müssen heimlich in die verbliebene heimische Idylle eingeschleust werden, in der Hoffnung, dass freundliche Nachbarn nicht die Heerschar der himmlischen Wächter auf den Plan ruft.
Im TV werden zwischen weihnachtlichen Schlagerklängen die Coronafallzahlen schalmeit, die Kirchen haben aufgrund Social Distancing dem Jesus Kreuz ein FSP-2 Maske zugefügt und die Weihnachtslesung der kirchlichen Vertreter wird durch ein Covid19-Handbuch mit Handlungsanweisungen der Kontaktbeschränkungen ersetzt. Statt dem neuesten Errungenschaften unserer Konsumwelt liegen dieses Jahr die schnell zusammengeschusterten Impftests und Impfdosen unter dem entnadelten Weihnachtsbaum. Die Behörden sind im Dauermodus damit beschäftigt, Rollstühle und Rollatoren geflüchteter Senioren auf dem Weg zur Familie auf den Straßen einzusammeln und Vermisstenanzeigen vereinsamter Bewohner von Altenheimen zu bearbeiten. Kinder und Jugendliche ergattern die letzten Reste Alkohol aus dem Discounter, um sich wenigstens den letzten Rest des nadelnden Etwas schön zu saufen, während die Eltern sorgenvoll den Kontoauszug der Bank ins Weihnachtsgebet mit einschließen. Sich die teure Weihnachtsgans, soweit man sie sich noch leisten kann, mit ängstlichen sorgenvollen Gesichtern teilen zu müssen weckt nicht gerade die Vorfreude auf 2021. Zur Not muss auch eine Büchse Ravioli reichen.

Die, die es sich noch leisten können denken an Flucht. Doch wohin? An Flughäfen kreist höchstens noch der Pleitegeier, die Bahn bietet reisen ohne Übernachtungen ohne Gratis Decken, Einreisen in Bundesländer oder ins Ausland nach dem Motto: Du kommst hier nicht rein, oder wenn doch, leider nicht wieder raus und zum Schlafen muss die gute alte Parkbank bei 20 Grad Minus herhalten. Also auch keine Option sich weihnachtliche warme Gedanken zu machen.
Bleibt also nur die letzte Rettung aus diesem Desaster. Vereinsamter TV oder Computerabend im weihnachtlichen Glanze. Stotternde überlastete Kommunikation im Internet, statt Verwandte und Familie zu umarmen, muss das TV-Gerät herhalten, umrahmt mit Durchhalteparolen politischer Eliten und Weisen der Wirtschaft. Zwischendrin der Dax, der nicht aus dem Bau kommt und friedvollen Weihnachtsbildern angezündeter Weihnachtsbäume durch vermummte, unzufriedene Weihnachtsengel, denen der Glühwein zu Kopf gestiegen ist. GAFAM erzählt uns wie die Welt tickt. Börsen, Bitcoin & Co beten uns vor welche Anlagemodelle erfolgversprechend sind, Banken, die auf dem letzten Loch pfeifen, werben Kunden umrahmt mit überlasteten Steuerzahlern, die dem Untergang des Mittelstandes samt, Arbeitsplätzen entgegensehen. Politiker im Einklang der Diätenerhöhung, Tafeln armutsbedrohter Menschen, genervte Eltern und Angehörige, Familiendramen, Streitigkeiten, Gewaltausbrüche, aggressive und depressive illegale Familienzusammenkünfte gepaart mit den TV-Sprechblasen aus dem Leben der Reichen und Schönen. Die Weihnachts- und Neujahrsansprache gleicht dem Untergang der Titanic.
Wer auf Hoffnung setzt, wird spätestens beim Auspacken der Geschenke am Gabentisch schwer enttäuscht. Die Geschenkvielfalt wurde ausgesetzt, statt dessen gibt es dieses Jahr ein Einheitsgeschenk in Form eines mit schleifen versehenen Baseballschlägers, eingepackt in Sternchen Papier. Als Anleitung anbei eine Feindesliste in froher Erwartung auf die kommenden Tage. Jeder möchte im Grunde genommen das Gleiche, aber der gemeinsame Nenner eines friedlichen Weihnachtsfestes und einem hoffnungsvollen Start ins Neue Jahr scheint so weit entfernt wie der untergegangene Rentierschlitten des Weihnachtsmannes am Nordpol. Feindbilder und daraus entstehende Profite sind für manche Personenkreise auch in besinnlichen Zeiten offensichtlich überlebenswichtig. Angst gesteuerte Macht schaltet zuweilen auch den Verstand aus. Es ist leichter den Feind zu bekämpfen, als dem eigenen Denken kritisch gegenüberzustehen.
Fazit: Schön reden ist zwar nett, spiegelt aber leider die Realität nicht wider. Dieses Weihnachten und auch das kommende Jahr wird in die Geschichte eingehen und mit oder ohne Covid zahlreiche Opfer fordern. Es wäre besser statt Feindbilder zu konstruieren sich auf Gemeinsamkeiten zu fokussieren. Rücksichtnahme auf Jedermann, den alle wollen unter dem Strich das Gleiche. Frieden, Freiheit, Sicherheit,  Liebe, Glück und Leben für sich selbst und die Familie. Leider hat man das Gefühl, als habe die gesamte Welt inklusiv der politischen und wirtschaftlichen Führung komplett den Verstand verloren.