Welche Gedanken gehen einem kurz vor seinem Freitod durch den Kopf? Ein Investmentbanker und seine letzten Worte geben Antwort.

 

Der Tod ist ein Thema, das gesellschaftlich tabuisiert wird. Jeder weiß, dass irgendwann der Tag kommt, an dem die Lichter ausgehen und jeder hat Momente im Leben, in denen er oder sie sich die Frage stellt „wofür habe ich eigentlich gelebt.“ Man hat alles erreicht, das Lebenswerk steht, es ernährt die Familie und einen selbst, es verschafft Ansehen und Anerkennung, man kann sich den einen oder anderen Luxus leisten und jeder Tag endet wie der Nächste, man rennt dem Geld hinterher. Höher, schneller, weiter, die Gedanken kreisen um Profit, mehr und noch mehr, der Rubel muss rollen und die Show must go on. Familie, Freunde, Angehörige und das gesamte sonstige berufliche und private Umfeld bewerten einen danach, was man hat, was man darstellt und es tut weh Erkenntnisse zu erlangen niemals danach bewertet worden zu sein, was man wirklich ist. Ein Mensch, der aber leider funktionieren muss wie eine Maschine.

Man baut die Fassade der Stärke auf und zeigt wenig oder gar keine Schwächen, präsentiert sich als der Macher, jemand der alles im Griff hat. Alle drücken sich an die starken Schultern, du bist derjenige der das Rad am Laufen hält. Mein Haus, mein Auto, mein Luxus, mein Lifestyle, mein Geld und alle partizipieren davon. Sie leben von dem, was du geschaffen hast und ab und zu bekommst du mal ein freundliches „Hallo, wie geht es“ oder „ich habe dich lieb“, Worte, die man gerne hört, aber bedauerlicherweise auch sehr vergänglich sind. „Hallo, wie geht es dir wirklich“, würde kaum einer fragen. Man Vereinsamt und Gefühle zu zeigen, in schwachen Momenten auch mal loszulassen, steht eigentlich nicht auf dem Programm. Deine Tränen weinst du heimlich, die Frage nach dem Sinn deines Lebens stellst du dir nur, wenn du alleine vor dem Spiegel stehst und die Belastungsgrenze erreicht hast. Wie viel du deinem Umfeld, egal ob beruflich oder privat wirklich wert bist, diese Frage stellt sich erst, wenn du alles verlierst oder einen unrühmlichen Abgang hingelegt hast. Die Antwort ist bitter. Hast du alles, machst du alles, bist deinem für dein Umfeld wichtig und bist damit systemrelevant, wenn du nichts mehr hast oder nicht mehr kannst, trennt sich die Spreu vom Weizen und endet zumeist in einer tiefen Einsamkeit und Traurigkeit. Die Lebenszeit wurde verschwendet, um andere zu ernähren und ihnen zu gefallen, nicht mehr und nicht weniger. Du als Mensch bist nur wichtig, solange du funktionierst und bei diesem Spiel mitmachst. Keine Sau hat sich dafür interessiert wie es dir wirklich geht und wie es wirklich in dir aussieht. Man kennt das Verhalten, lebt es teilweise selbst, ignoriert es so lange, bis man nicht mehr kann. Und dann?

Manchmal kommt der Moment, an dem man sich die Frage stellt, ob es nicht vielleicht besser ist den Stecker zu ziehen. Das entspricht genau in diesem Moment meinen Gedanken, die nur mir alleine gehören. Ich will kein laufender Geldautomat mehr sein. Ich will keine Menschen mehr um mich herum, denen ich nur wichtig bin, weil sie von mir leben und sich Vorteile auf Kosten meiner Lebenszeit verschaffen. Ich will nicht mehr funktionieren müssen, nur um anderen zu gefallen. Ich will keine Menschen mehr, die mich nur danach bewerten, was ich habe und nicht nach dem, was ich wirklich bin. Ich wollte leben, glücklich sein, geliebt werden für das, was ich bin und habe meine Lebenszeit damit verschwendet, dem Geld hinterherzulaufen, nur um es anderen recht zu machen und um ihnen zu gefallen. Damit ist jetzt Schluss, ich gehe in eine Welt, in der ich das alles nicht mehr brauche und das ist gut so. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal mit dem wirklichen Leben.

Die Leiche von P. einem Investmentbroker einer großen Bank, wurde in seiner Garage erhängt gefunden. Die oben genannten Worte wurden eins zu eins dem Abschiedsbrief ohne Schreibkorrektur mit Genehmigung der Angehörigen entnommen und veröffentlicht. Letzte Gedanken vor dem Tod. R.I.P. Hoffentlich geht es ihm da wo er jetzt ist besser!  www.detektiv-international.de