Textgenehmigung Sou Jong Boun / South Korea

 

Unternehmer, Führungskräfte, erfolgreiche Geschäftsleute aus ganz Europa kennen sie. Gesprochen wird über sie nicht. Schattenmänner sind die, die auftauchen, wenn es brennt. Und verschwinden, ehe jemand merkt, dass sie da waren. Der koreanische Autor Sou Jong Boun ist ihnen auf der Spur und begibt sich dafür in die geheimnisvolle Geschäftswelt der Detektei und Wirtschaftsdetektei ManagerSOS.

 Zürich / Frankfurt / Hongkong / Doha 2020: Der Antrieb zu diesem Beitrag war eigentlich mehr Zufall. Ein befreundeter Unternehmer berichtete mir über seltsame Vorgänge in seiner Firma und Beratern, die Ihm bei der Lösung der Probleme zur Seite gestanden haben. Da ich die Probleme kannte und diese als durchaus existenzbedrohend einschätzte, wurde ich neugierig. Krisenberater waren mir zwar bekannt, aber bei dieser Problematik, die weit in das private Umfeld reichte, hätte ich unter den gegebenen Umständen keine Berater gefunden. Es wirkte ominös: Ein Firmenname, eine Anschrift in Hongkong und Manila und eine asiatische und  EU-gültige Telefonnummer, mehr gab es nicht.

Weil ich mir über diese „Problemlöser“ herausfinden wollte, entschloss ich mich die angegebene Telefonnummer anzurufen. Ein freundlicher Herr fragte mich nach meinem Anliegen und erklärte mir, dass zu Pressezwecken die Zustimmung der PR-Managerin und der Leitung vertreten durch einen Rechtsanwalt notwendig sei. Geheimnisse die mich zunehmend neugierig machten. Nach zähem Ringen mit der Zentrale in Hongkong  teilte man mir mit, dass sich jemand telefonisch bei mir melden würde. Einen Tag später erhielt ich einen Anruf und wurde zu einem Treffen in Genf eingeladen.

 Mitte August war es schließlich so weit. Ein Herr im dunklen Anzug gab sich mir als Anwalt zu erkennen und wies mich hinsichtlich Namensnennung und anderer Details auf die Schweigepflicht hin. Gemäß Schweizer Tradition wurde ich am Bahnhof von einer Limousine abgeholt und zu einem gut bewachten Grundstück im Genfer Umland gefahren, wo mich das Sicherheitspersonal in Empfang nahm. Umgeben von einigen gutgekleideten Herren wurde ich freundlich mit Kaffee und Kuchen empfangen und mein angespanntes Empfindungsvermögen legte sich allmählich wieder. Klingelnde Telefone, Büroarbeit, eigentlich wirkte alles wie ein ganz normales gutsituiertes Büro, das in jeder Stadt der Welt stehen könnte.
„Sie sind der Erste, der diese Büroräume betritt“ schallte eine Stimme aus dem Hintergrund. Eine freundliche Anmerkung eines Herrn im schwarzen Anzug. Er stellte sich mir als H. vor, Headofficer der Detektei ManagerSOS. „Keine Angst, Sie werden, soweit es uns möglich ist, Ihre Antworten bekommen. Namen müssen leider draußen bleiben und ich bitte Sie um eine faire, nicht übertriebene Berichterstattung.“ Eine Bitte, der ich sehr gerne nachkomme.

Was steckt hinter der Idee des Netzwerkes der ManagerSOS, will ich wissen. „ManagerSOS besteht eigentlich schon mehr als 15 Jahre, musste aber aufgrund sicherheitstechnischer Maßnahmen zum Eigenschutz einige Male umfirmiert werden. Gründe dafür ergeben sich eben aus dem nicht ganz ungefährlichen Aufgabenbereichen, die wir mit unserer Dienstleistung abdecken.“ Sagt H.

Welche Aufgaben sind das? H.: „Firmen mit hochsensiblen Problemen wie Sabotageverdacht, Sektenproblemen, Spionageverdacht, Rufmord und Imageangriffe gegen Unternehmen, Mitarbeiterproblemen, Produktpiraterie, Erpressungen, Entführungen, Korruptionsverdacht, Führungskräfteprobleme, Konkurrenz oder Mitbewerberprobleme, eben die ganze Palette der typischen Leiden und tabuisierten Probleme von Unternehmern oder Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen.“

Warum wenden sich die betroffenen Unternehmer und Personen nicht an die Behörden, zumal es sich ja in vielen Bereichen um eindeutige Straftaten handelt? H.: „Manchmal ist es nur ein Anfangsverdacht dieser muss erst bewiesen werden. Oft ist es auch die Angst vor dem Bekanntwerden in der Öffentlichkeit und dem damit möglicherweise entstehenden Imageschäden. Die Unternehmen und Führungskräfte haben eben viel zu verlieren. Abgesehen davon ist der Gang an die Öffentlichkeit nicht immer sehr empfehlenswert. Durch Medien hochgepuschte Berichterstattungen haben schon manchen Persönlichkeiten im Nachhinein mehr geschadet als geholfen. Je nach Berichterstattung kann ein Opfer aufgrund von Spekulationen auch genauso schnell zum Täter abgestempelt werden. Ein Umkehrschluss der zu schweren Schäden, bis hin zum Verlust der Existenz oder aber auch des sozialen Umfeldes, führen kann. Abgesehen davon, die Geschäftswelt ist hart und wer lässt sich schon gerne in die Karten schauen. Unsere Kunden legen Wert auf absolute Diskretion, ohne dass nur ein Hauch eines Imageschadens sichtbar wird. Parallel dazu haben wir unsere eigenen sehr guten Kontakte zu den jeweiligen Behörden, auf die wir jederzeit zurückgreifen können. Dies funktioniert seit Jahren sehr gut.“

Welche Aufgaben gehören zu Ihren Tätigkeitsfeldern? H.: „Diskrete internationale Wirtschaftsermittlungen, Informationsbeschaffung Sicherheitsanalysen, Einschleusungen, Sicherheitsdienstleistungen, Sicherheitsmanagement, Krisenmanagement im High-Risk-Bereich. Des Weiteren den Schutz von Unternehmen, Führungskräften und deren Angehörigen. Die Dienstleistungen beschränken sich bei uns nicht auf das berufliche Umfeld, sondern gehen weit über das Maß bis in den privaten Bereich des Betroffenen hinein.

Was heißt privater Bereich? H.: „Es gibt auch Anfragen, die den Familien oder Freundeskreis der Auftraggeber betreffen. Stalking, Betrug, Personenermittlungen, Probleme Familienangehöriger, Anlagebetrug im privaten Bereich oder auch herkömmliche Aufträge die man aus der Arbeit der Privatdetektive und Wirtschaftsermittler kennt.“

Wie setzen sich die Mitarbeiter Ihres Netzwerkes zusammen? H.: „Sicherheitsmitarbeiter sind ehemalige Führungskräfte aus diversen Diensten, Behörden, Militär, Unternehmens- und PR-Berater mit internationaler Erfahrung, Rechtsanwälte jeglicher Fachrichtung, IT-Spezialisten, Führungskräfte aus Wirtschaft, Handel und Industrie. Strategen eben.“

Sind die Mitarbeiter festangestellt? H.: „Nein, wir arbeiten in einer Netzwerkkooperation. Die jeweiligen Mitarbeiter sind abrufbar und jederzeit nach Bedarf einsetzbar.“
Der Kunde nimmt Kontakt auf. Wie muss ich mir das weitere Vorgehen vorstellen? H.: „Der Kunde ruft über die Notrufnummer an. Er erläutert kurz und knapp sein Problem. Terminvereinbarung und Treffpunkt werden ausgemacht. Zumeist Hotels, Cafés, Lokale, Flughäfen, wie auch immer. Wir nennen das „verdeckte Treffen“ und besprechen dort den Auftrag. Je nach Anliegen werden die dazugehörigen Spezialisten zusammengezogen und der Auftrag wird durchgeführt. Lediglich der Auftraggeber weiß warum, wann und wo wir tätig sind. Ein Mitwissen Dritter ist ausgeschlossen. Genauso lautlos wie wir auftauchen sind wir auch wieder verschwunden.“

Ein derartiges Netzwerk ist ja nicht kostenlos. Mit welchen Kosten muss der Kunde rechnen? H.: „Die Kostenpauschale setzt sich aus Mitarbeiteranzahl, Spesen und Sonderaufwendungen zusammen. Mehr kann und will ich Ihnen dazu nicht sagen.“

Ein Service nur für gut betagte Persönlichkeiten? H.: „Absolutes Nein, unsere Kunden kommen aus allen Schichten. Kleine und mittelständische Unternehmer, Selbstständige genauso wie Führungskräfte großer Unternehmen jeglicher Branchen.“
Fast wie im Film? H. schmunzelnd: „Nein, wir sind keine Rambos, fahren keine Autos täglich zu Schrott, sind auch nicht die Knopf-im-Ohr-Mannschaft muskelbepackter Bodyguards. Unsere Mitarbeiter sind zwar kampftechnisch und strategisch bestens ausgebildet. Jedoch legen wir mehr Wert auf Zurückhaltung und Diskretion. Die wirklich guten Spezialisten in diesem Bereich leben eher unauffällig.“

Findet Ihre Tätigkeit weltweit statt? H.: „Wir arbeiten da wo uns der Kunde braucht.“

Gibt es auch Schulungen für Sie oder wie bilden Sie sich fort im Bereich Sicherheitsmanagement? H.: „Wir haben Tabuthemen in unsere Sicherheitsschulungen eingebaut, die wir auch Unternehmen anbieten.
Eine letzte Frage noch: Werde ich nicht zum Sicherheitsrisiko, zumal ich einen Ihrer Standorte kenne? H.: „Keine Sorge, dieser Standort wird ohnehin verlegt, sonst hätten wir Sie nicht eingeladen.“
Zum Abschluss werde ich noch durch die Büros der ManagerSOS geführt. Freundliche Mitarbeiter und eine bestechende Zurückhaltung hinterlassen in mir einen bleibenden Eindruck. Es sind Menschen, die jederzeit neben einem sitzen könnten, ohne dabei aufzufallen.

 

Der Text wurde mit freundlicher Genehmigung von Sou Jong Boun nach einem Besuch bei der ManagerSOS aus dem koreanischen in die deutsche Sprache übersetzt und zur Veröffentlichung freigegeben.  @ManagerSOS HK